Holz am Hang

2021

Wohnhaus in Blockbauweise

„Wohnhaus mit Doppelgarage“ ist der pragmatische Titel in der Projektbeschreibung des Architekten. Darunter kann man sich allerlei Trivialitäten und Banalitäten vorstellen, wie sie landauf landab entstehen und nicht ganz zu Unrecht die Zukunft des Bautypus „freistehendes Einfamilienhaus“ in Frage stellen. Doch hier ist alles ganz anders: Nichts ist trivial, schon gar nicht banal, sondern so stimmig und inspirierend, dass man am liebsten gleich selbst einziehen möchte.

Der Baumbestand mit Lärchen und Kiefern wird zum Taktgeber für die Situierung des Baukörpers am Ortseingang des kleinen Dorfes. Der langgesteckte Baukörper mit dem aufgesetzten, flachen Satteldach vermittelt das vertraute Bild eines klassischen Hauses und wird so ganz selbstverständlich zum Teil des Ortsensembles. Der regionale Bezug hat auch in der Bauweise Priorität: Das gesamte Gebäude - Wände wie Decken - ist aus Fichtenbalken mit einem Querschnitt vom 20 x 20 Zentimetern aufeinander gefügt. Die traditionelle Eckverbindung, wie sie  in der Oberpfalz auch schon früher an Jurahäusern mit Blockwerk oder Oberpfälzer Steildachhäusern zu finden war, macht die Konstruktion des Gebäudes ablesbar. Ein Untergeschoss nimmt das Gefälle des Hanggrundstücks auf. Hier finden die Holzpfeiler eine Fortsetzung mit einem gemauerten Natursteinsockel aus Abbruchmaterial.
Das komplette Bauholz wurde in der Region geschlagen, im örtlichen Sägewerk aufgetrennt und vom Zimmerer abgebunden und aufgerichtet. Die Wände sind innen wie außen unbekleidet und lassen so die Atmosphäre des massiven Holzbaues erleben, der sich auch in seiner Grundrissstruktur an den historischen Jurahäusern orientiert. Im Erd- und Obergeschoss werden durch raumbildende Einbauten differenzierte Bereiche zum Wohnen, Arbeiten, Schlafen geschaffen, die durch großzügige Verglasung und eine Terrasse im Obergeschoss engen Bezug zur umgebenen Landschaft haben. Untergeordnete Nebenräume befinden sich in geschlossenen, introvertierten Kuben, die mit kleinen Lüftungsschiebern ausgestattet sind. Mit dem subtilen regionalen Bezug, der zeitgemäßen Wohnqualität und dem nachhaltigen Materialeinsatz zeigt das Projekt, dass auch der Bautypus Einfamilienhaus eine Bereicherung für die baukulturelle Entwicklung der Oberpfalz sein kann. 

Nicolette Baumeister